Kennt ihr das? Ihr macht eure Fotos und irgendwie ist alles doof. Mal ist das Bild zu gelbstichig, dann zu blau. Aber niemals so ganz richtig. Und irgendwann gibt man auf und setzt auf das Bildbearbeitungsprogramm. Das dauert dann aber wieder Stunden. Es gibt aber einen kleinen Trick, den viele Kameras beherrschen. Und der spart wirklich Zeit, wenn ihr ihn erstmal drauf habt.
Weißabgleich – 5 Minuten Einstellung statt Stunden rumprobieren und bearbeiten
Weißabgleich bedeutet für sich genommen schlicht und ergreifend, dass ihr der Kamera sagt, was weiß ist. Dazu haben selbst einfache Kameras wie ein Smartphone meistens schon verschiedene Modi. Der automatische Weißabgleich ist eigentlich immer eingestellt. Das heißt, die Kamera errät selbst, was für Lichtverhältnisse herrschen und definiert dann für sich ein weiß anhand der hellsten Stelle im Bild. Wie wir alle wissen, funktioniert das leider nicht immer, da die Kamera nicht unsere Erfahrungswerte hat. Und dann müssen wir wieder an allen anderen Einstellungen herumprobieren und am Ende doch das Bildbearbeitungsprogramm bemühen. Am besten funktioniert dieser automatische Weißabgleich übrigens bei Tageslicht, daher machen Tageslichtlampen wirklich Sinn. Es gibt aber wie gesagt bei den meisten Kameras verschiedene Modi. Und diese solltet ihr euch in solchen Fällen einmal anschauen.
Weil Licht nicht einfach weiß ist
Einen Weißabgleich brauchen wir, weil Licht halt nicht immer einfach weiß ist. Licht besteht aus roten, blauen und grünen Anteilen und seine Temperatur wird in Kelvin gemessen. Das ideale Verhältnis hat das Licht, welches auch Tageslichtlampen geben: weißes Licht bei ca. 5.500 K. Niedrigere Temperaturen haben einen höheren Rot-Anteil, höhere einen größeren Blau-Anteil. Diese Unterschiede können wir direkt der Kamera erklären, statt sie nachher mühsam am Computer abzugleichen. Statt des vollautomatischen Weißabgleichs bieten viele Kameras dafür halbautomatische Varianten. Diese sind:
- Tageslicht – 5.500 K
- Schatten – 7.000 K
- Wolkig – 6.000 K
- Leuchtstoff – 4.000 K
- Kunstlicht – 3.000 K
- Blitz
Je nach Kamera gibt es verschieden viele Modi. Meine Spiegelreflex von Canon hat 8 (Automatisch, 6 halbautomatische, manuell), meine Smartphone-Kamera hat 4 (automatisch und 3 halbautomatische). Ihr findet die Einstellungen dafür je nach Kamera unter „Weißabgleich“, „AWB“ oder „WB“. Welche Variante sich dann hinter welchem Symbol versteckt, erklärt euch euer Handbuch zur Kamera (ja, doof, ich weiß. Ist aber nicht genormt).
Das Beispielbild ist mit Kunstlicht aufgenommen. Daher entspricht die Voreinstellung „Kunstlicht“ (3. Reihe links) schon deutlich besser dem Original als der automatische Weißabgleich, ist aber immer noch zu gelb. Im Beispielbild wären die Wand rechts wirklich weiß, der Spiegelrahmen leicht grau und die Tür ist abgetönt weiß.
Manueller Weißabgleich spart Zeit
Ein manueller Weißabgleich ist die genaueste Variante, um der Kamera schon beim Fotografieren klar zu machen, welche Lichtverhältnisse herrschen. Das schöne ist, auch wenn ihr unterschiedliche Lichtquellen habt (das Fenster, eine zusätzliche Lampe, Licht aus einem anderen Raum etc.), stimmen die Lichtverhältnisse im Bild. Allerdings müsst ihr dafür ein klein wenig mehr tun, als nur auf den Auslöser zu drücken oder vielleicht noch den Umweg über eine Menütaste zu machen. Was ihr dafür braucht? Eigentlich nur eine weiße Fläche wie z.B. ein weißer Hintergrund, ein weißes Stück Stoff oder idealerweise eine Graukarte.
Eine Graukarte ist ein Stück Pappe oder Kunststoff, dass genau einem neutralen Grau (18% grau) entspricht. Diese Karten kann man fertig kaufen. Die Graukarte ist deswegen am besten geeignet, weil sie bei so ziemlich allen Lichtverhältnissen das gleiche Ergebnis liefert. Häufig genug liest man von einem weißen Papier. Da Papier aber meistens Aufheller enthält, produziert man damit im dümmsten Fall einen Farbstich im Bild.
Eure Graukarte oder die weiße Fläche fotografiert ihr nun möglichst formatfüllend unter genau den Lichtbedingungen, in denen ihr auch eure Produkte fotografieren wollt. Danach nehmt ihr dieses Bild als Referenzbild für den manuellen Weißabgleich eurer Kamera. Wie genau das geht, erklärt euch euer Kamerahandbuch. Wenn ihr das erstmal 2-3mal gemacht habt, geht euch das ganze wirklich in Fleisch und Blut über und ihr seid in unter 5 Minuten fertig statt im Anschluss Stunden am Computer zu verbringen. Vergesst aber bitte nicht, dass ihr immer bei veränderten Lichtverhältnissen auch einen neuen Weißabgleich machen müsst.
Übrigens, wenn ihr jetzt nach Anleitungen sucht: im englischen ist der Weißabgleich „white balance“.