Die Entwicklung der Mode unter Ludwig XIV (Barock)
Die Mode des Barock beginnt um ca. 1650. In den Niederlanden wird die steife Mode der spanischen Renaissance von einer deutlich verspielteren, freieren Mode abgelöst - mit Spitzenkragen, weich fallenden Stoffen und einem tiefen Ausschnitt. Die Farben sind meistens noch dunkel gehalten. Unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV. wird Frankreich zur bestimmenden Kraft für die Mode der Zeit und bleibt dies auch bis zu französischen Revolution. Die Kleidung wird immer verspielter mit viel Dekoration sowohl für die Damen als auch die Herren. Die französische Vorherrschaft in er Mode wird auch durch die ersten Modemagazine gestützt.
Ab etwa 1670 wandelt sich vor allem die Herrenmode von verspielt hin zu würdevoll. Es entwickelt sich die grundsätzliche Form des Herrenanzugs, die bis zum Ende des Rokokos erhalten bleibt: Gehrock bzw. Justaucorps, Weste und knielange Hose. Dies wurde mit einem Hemd und einem um den Hals gebundenen Schal vervollständigt. In den nächsten Jahrzehnten änderte sich diese Kleidung nur noch in Details wie der Weite des Gehrocks, der Länge der Weste und der Weite der Hose, die Grundform blieb aber erhalten.
Bei den Damen begann die Mode des Barock mit einer deutlichen Betonung der Taille und einem sehr weiten ovalen Ausschnitt, der auch die Schultern frei ließ. Die Ärmel reichten bis zum Ellenbogen und waren sehr weit, darunter schaut die Spitze des Unterhemdes hervor. Die Betonung von Taille und Busen wurde durch ein verstärktes Mieder - die Schnürbrust - erreicht. Die Röcke waren weit. Aber ca. 1670 wird bei den Damen die Kleidung insgesamt schmaler und höher. Der Rock wird nach hinten gerafft und die Schultern werden bedeckt.
Ab 1710 kommt in der Damenmode wieder der Reifrock auf, zuerst noch rund, später wird er dann zunehmend oval und gerade in der Hofmode immer breiter. Die Robe a la Francaise mit ihren charakterischen Watteaufalten im Rücken entwickelt sich ab ca. 1720 und hält sich bis weit in das Rokoko hinein.
Die Mode im Rokoko
Mit dem Tod von Ludwig XIV. 1715 verlagert sich das Hofleben und damit auch das Zentrum der Mode von Versailles nach Paris. Nicht mehr der König gibt den Ton an sondern einflussreiche Persönlichkeiten der Gesellschaft in ihren Salons. Dies bleibt im wesentlichen noch bis weit über die französische Revolution hinaus so. Die Mode wird insgesamt weniger steif und förmlich. Und sie verändert sich immer schneller.
Im frühen Rokoko von ca. 1720 bis etwa 1750 zeichnet sich sowohl bei Damen als auch Herren die Mode durch einen relativ hohen Verbrauch an Stoff aus - für Hofmode durften diese Stoffe auch gerne mit Gold und Silber gewirkt sein. Rüschen, Schleifen etc. spielen noch keine Rolle. Bei den Damen war die unter den Roben teilweise sichtbare Schnürbrust gerne aufwendig verziert. Alternativ wurde sie unter einem dreieckigen Einsatz, dem Stecker, verborgen. Die Reifröcke erreichen um 1740 ihre größte Ausdehnung.
Bei den Herren wird die Weste immer mehr der Tatsache angepasst, dass der Gehrock durchgehend getragen wurde: der Rücken ist jetzt aus einfachem Leinen und hat eine Schnürung zur Weitenregulierung. Die Schöße der Gehröcke werden dafür bis ca. 1740 immer weiter.
Die Damenmode ab 1750
Ab ca. 1750 rückt die Taille der Damen deutlich in den Fokus. Sämtliche Kleider werden tailliert gearbeitet, der Kontrast zu den Reifröcken oder Polstern unter den Röcken verstärkt den Effekt einer schmalen Taille noch. Die Stoffe an sich werden schlichter und die Muster kleinteiliger. Auch Streifen sind sehr beliebt. Dafür wird die Kleidung gerne mit Rüschen, Schleifen etc. verziert. Um ca. 1770 kommt zu der Francaise die etwas schlichtere Robe a l'Anglaise in Mode. Hier sind die Rückenfalten schmaler und bis zu Taille festgenäht. Auch hat eine Anglaise in der Regel keinen Einsatz vorne sondern wird in der vorderen Mitte mit Haken und Augen oder Nadeln geschlossen. Die Anglaise normalerweise nicht über einem Reifrock sondern über Polstern getragen. Als alternative Trageweise gab es auch die Robe a la Polonaise, bei der die Röcke hochgerafft wurden.
Vor allem im Bürgertum wurden neben den langen Roben auch eine Kombination aus Rock und Jacke getragen. Diese Jacken konnten von knapp über der Taille bis hin zu den Knien reichen. Sie lehnten sich im Grundschnitt gerne an die Mode der Zeit an. Im späten Rokoko wurden elegant verzierte Jacken auch wieder von der Oberschicht getragen.
Eine ganz eigene Art war die von Marie Antoinette populär gemachte Chemise a la Reine. Dabei handelte es sich um ein Kleid aus leichten, weißen Stoffen, das über horizontale Zugbänder an die Figur angepasst wurde. Auch wenn dieses Kleid deutlich bequemer wirkt als andere Moden der Zeit, wurde auch hier eine Schnürbrust unter dem Kleid getragen.
Die Herrenmode ab 1750
Bei den Herren werden die Rockschöße zunehmend schmaler. Der Gehrock selbst wird ebenfalls schmaler geschnitten, er lässt sich nun vorne nicht mehr zuknöpfen sondern zeigt die darunter getragene Weste. Während bei den Damen Stickereien eher von der Kleidung verschwinden, werden die Westen und Gehröcke der Herren gerne aufwendig bestickt. Die Ärmelaufschläge werden immer kleiner. Dafür bekommt der Gehrock gerne einmal einen kleinen Stehkragen oder auch einen kleine Umlegekragen. Ab ca. 1770 sind Knöpfe und Knopflöcher am Gehrock ein reines Dekorationselement. Sie werden dementsprechend auch gerne aufwendig verziert.
Die Weste wird immer kürzer. Ab 1760 reicht sie nur noch bis knapp über die Hüfte. Auch zweireihig geknöpfte Westen werden modern.
Die Hosen der Herren werden zunehmend enger an den Beinen. Da die Weste nun nicht mehr den Hosenschlitz verdeckt, entwickelt sich ein geknöpfter Hosenlatz, ähnlich wie man ihn heute von Lederhosen oder Zimmermannshosen kennt.
Eine kleine Randbemerkung noch: auch wenn es sowohl blaue Kleidung für Herren gab als auch rosane für Damen, so war im Barock und Rokoko Rot und Rosa doch eine Farbe für die Herren (Rot wie Blut und damit männlich) und Blau die Farbe für die Damen. Dies lässt sich vor allem auf Portraits von Kindern sehr gut feststellen, wo die Söhne häufig ein rotes oder rosanes Band an ihrer Kleidung haben, die Mädchen dagegen ein blaues.
Deine Rokoko-Gewandung
Wenn du in deiner Rokoko-Gewandung möglichst historisch aussehen möchtest, dann ist es nicht mit der sichtbaren Robe oder dem Gehrock getan. Bei der Gestaltung deiner Gewandung gibt es ein paar Fallstricke, die ich dir gerne zu vermeiden helfe.
Was trug man im Rokoko eigentlich darunter?
Wie auch heute gab es natürlich passende Unterkleidung. Zumindest für die Damen war das sogar recht aufwendig. Die unterste Schicht bildete ein Unterhemd mit weitem Ausschnitt und halblangem Arm. Dieses Unterhemd findest du meistens unter dem Begriff Chemise. Meistens war es weiß und aus Stoffen, die sich gut reinigen ließen. Das Unterhemd war nämlich das Kleidungsstück, das am häufigsten gewaschen wurde. Direkt an den Beinen trugen sowohl Damen als auch Herren lange Strümpfe, die knapp unter dem Knie mit einem Strumpfband gehalten wurden. Die nächste Lage war dann ein eher schmal geschnittener Rock, der Anstandsrock. Dieser Rock verhinderte, dass es ungewollte Einblicke gab. Unterhosen gab es nämlich nicht.
Über Chemise und Anstandsrock kam die Schnürbrust. Die Schnürbrust ist für das richtige Aussehen deiner Robe verantwortlich. Die sorgt dafür, dass das Oberteil wirklich glatt sitzen kann und deine Brust passend geformt wird. Ohne Schnürbrust wirst du (leider) niemals einen wirklich historischen Look erzielen.
Nach der Schnürbrust wurden eventuelle Rockunterbauten angezogen. Das konnten ein Reifrock (Panier), Poschen, Hüftkissen oder auch Pokissen sein. Darüber kamen dann die Röcke. Je nach Witterung und Kleid konnte das zwischen einem und mehreren Röcken sein.
Die letzte Schicht war dann das eigentliche Kleid, also z.B. die Francaise oder Anglaise oder auch einfach nur eine kurze Jacke oder ein etwa knielanger Caraco. Die Kleidung wurde dann gerne noch mit einem Tuch für den Ausschnitt (Fichu) und einer Schürze vervollständigt.
Bei den Herren gab es etwas weniger Schichten. Auch hier kam als unterstes das Hemd. Dieses war gerne sehr lang geschnitten und wurde dann auch als Unterhosenersatz zwischen den Beinen durchgeführt. Ebenso wie die Damen trugen die Herren lange Strümpfe. Über das Hemd wurde die Hose gezogen. Der Hemdkragen wurde gewöhnlich hochgeschlagen und mit einem Halstuch umwickelt. Die Enden des Halstuchs wurden gerne in den Schlitz vorne am Hemd gesteckt. Über das Hemd und die Hose kam dann die Weste und zu guter letzt der Gehrock.